Montag, 19. Januar 2015

Warum ein Eigentumsgarten und kein Gartenverein?

Ich wurde natürlich schon häufiger gefragt, warum ich mich für einen Eigentumsgarten und gegen einen Gartenverein entschieden habe.

Ich kann die Frage gut verstehen. Schließlich verlässt man mit der Wahl eines Eigentumsgartens ohne fließend Wasser und Strom die Kofortzone. Vieles ist leichter und angenehmer, wenn man den Wasserhahn aufdrehen kann, eine völlig normale Toilette im Gartenhaus hat oder einen Stecker einfach in eine Steckdose stecken kann ...

Ich würde es mal so formulieren: "Gebranntes Kind scheut das Feuer"

Ich hatte vor einigen Jahren einen Kleingarten in einem Gartenverein. Aber meine Erfahrungen dort waren nicht sonderlich angenehm. Dazu muss man natürlich sagen, dass es in jedem Verein anders zugeht. Es kommt auf die Menschen an.

Ich hatte mit vielen Beschränkungen zu kämpfen. Es wurde eigentlich überwiegend gemeckert. Hier nur ein paar Beispiele:

  • Ich hatte auf einem Stück des Gemüsebeets Phacelia als Gründüngung eingesät und als dieses Büchelschön (auch "Bienenfreund" genannt) blühte, beschwerte sich die Familie des Nachbargartens: Die Schwiegertochter hätte panische Angst, in den Garten zu kommen, weil bei mir so viele Hummeln den Nektar von den Blüten der Phacelia holten. 
  • Ich hatte ungefähr 600 qm Garten dort und hatte einen Kompostplatz von ca. 10 qm eingerichtet. Dort hatte ich neben einem Schnellkomposter auch einen 3-Kammer-Komposter aus alten Paletten hingestellt. Der Obermufti vom Vorstand beschwerte sich bei mir über die Größe des Kompostplatzes und weil ich keine "ordentlichen Kunststoffkomposter" verwendet hatte. Und überhaupt: gleich neben der Gartenanlage war doch der Bringhof, der auch Grünabfälle annahm ... man bräuchte den Garten doch nicht mit Komposthaufen zu verschandeln ...
  • Die Hecken und Beerensträucher waren zu hoch: der Obermufti beschwerte sich darüber, dass diese Gehölze höher als 1,50 m wuchsen.
  • Im Sommer als wir im Urlaub waren wuchs das Gras einfach weiter (unverschämt!). Wir hatten nach dem Sommerurlaub richtig Stress, weil ja "große Teile des Gartens verwildert seien" ... gemeint waren ca. 100 qm Rasenfläche, die eben nach 2 Wochen mit Regentagen nicht mehr "englisch" war. Und übrigens: das so genannte "Pflichtstück" (damit war das Beet vor dem Zaun gemeint) wäre ja auch völlig von Unkraut überwuchert und völlig ungepflegt ... jaja ... auch dort war eben das Wachstum weiter gegangen ...
    Als ich dem Obermufti des Vorstands sagte, das sei doch ganz normal, wenn man 2 Wochen im Urlaub war, meinte er: man kann ja im Winter Urlaub machen oder sollte eben keinen Garten haben ... so ungepflegte Gärten seien für die Gartengemeinschaft eine Zumutung ...


Spätestens nach diesem Disput konnte ich diesem Herrn gar nichts mehr Recht machen. Er monierte ständig etwas.

Ich hatte zwar wirklich ständig das Unkraut des "Pflichtstücks" gezupft, aber dennoch kam dann wenig später die 1. Abmahnung: Im Garten standen noch eine Tanne und 3 Thujas vom Vorbesitzer. Diese Gehölze waren über 1,5 m hoch und die Tanne gehöre ja auch nicht in eine Gartenanlage ...

Ich hielt am Anfang noch durch. Aber letztendlich war irgentwann die Leichtigkeit, die Freude, in den Garten zu fahren, nicht mehr vorhanden. Es kam wie es kommen musste: es prasselten binnen von 12 Monaten die 2. und 3. Abmahnung des Obermuftis ein und uns wurde der Garten gekündigt.

Wenn man einen Boden auf Humuswirtschaft umstellt, benötigt man ca. 3 Wirtschaftsperioden, also 3 Jahre ... diese Zeit hatten wir nicht geschafft ...

Nach dieser Erfahrung (wie gesagt, es liegt an den Menschen, die solche "Posten" mit "Macht" bekleiden) hatte ich den festen Entschluß gefasst, niemals wieder einen Garten zu pachten.

Ich verzichte daher lieber auf die Komfortzone von fließenem Wasser, einfach verfügbaren Strom aus der Steckdose und sogar auf die ganz normale Toilette.

Auf der einen Seite ist zwar Vieles schwieriger - aber die positive Seite der Medaille ist, dass ich nicht nach dem Gusto eines "Vereins-Obermuftis" springen muss.

Stellt Euch vor: ich darf kompostieren! Und ich darf Gründüngung säen und sogar blühen lassen! Ohne andauernd dafür dumme Sprüche hören zu müssen ...

Für mich, da mir das Bodenleben und die Humuswirtschaft sehr wichtig sind, ist diese "Freiheit" (die übrigens laut Kleingartengesetz sogar ausdrücklich gefordert wird) existenziell.



5 Kommentare:

  1. Hallo Zarina!
    da habt ihr ja böse Erfahrungen machen müssen in dem Kleingartenverein! Bei uns stehen inzwischen viele Kleingärten leer, weil sich niemand mehr so viel Arbeit aufbürden will (oder schlichtweg neben Job keine Zeit dafür hat). Die Vorstände sind froh, wenn sie überhaupt Jemanden finden, der an Gartenarbeit Interesse zeigt!
    VG Kahtinka

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  2. Hallo Kahtinka,

    ja, das waren böse Erfahrungen. Auch in unserer Region stehen in vielen Anlagen Gärten frei. Die Idee eines Kleingartenvereins als Solches ist auch gut. Nur ist jede gute Idee von den Menschen abhängig, die dort "leitend" tätig sind. Damals hatte ich übrigens die Möglichkeit innerhalb der Woche 2 - 3 Vormittage im Garten zu sein. Der Garten sollte ein Schaugarten für ökologischen Gartenbau werden. Ich hatte damit auch eine berufliche Perspektive verbunden. Soviel Zeit hätte ich heute nicht mehr, da ich mich inzwischen beruflich anders orientiert habe.

    Zumindest kam die Kündigung damals noch rechtzeitig: wenige Wochen später hätte ich auf der ca. 100 qm Wiese Obstbäume gepflanzt. Und das hätte mir dann schon noch mehr weh getan, wenn ich "meine Bäumchen-Kinder" hätte zurücklassen müssen.

    Leider ist unser heutiger Garten deutlich kleiner. So eine Obstbaumwiese fällt also leider aus der Planung raus ... aber wer weiß? Vielleicht können wir in ein paar Jahren ja noch einen Nachbargarten dazu kaufen.

    In diesem Jahr werden wir nur relativ wenige Projekte in Angriff nehmen, da meine Tochter eine größere OP hat und uns ungefähr 3 Monate ganz besonders einspannen wird. Geduld üben wird eines meiner Aufgaben in diesem Jahr sein ...

    VG von Zarina

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  3. Hallo Zarina,
    ich habe Dich eben zufällig auf unserem Blog entdeckt und musste doch gleich mal vorbeischauen …
    Genau das, was Du hier über Kleingärten schreibst, ist das, was mich damals abgehalten hat. Und bald darauf kam es bei uns ja auch anders. Nur unsere Komfortzone hatte auch so ein paar Jahre seine Tücken, doch kein Vergleich zu dem, was Du nun Dein eigen nennst.

    Schön, dass Du nun gelassener Deine Gartenarbeiten angehen kannst - so ohne Obermuftis. Vielleicht ist es gar nicht schlecht die eigene Scholle zunächst mal in Ruhe über einige Zeit zu beobachten …
    VG Silke

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    1. Hallo Silke,
      dankeschöön :-)
      Ich glaube Dir, dass auch jede neue Komfortzone nicht ohne Tücken ist. Ich habe es im Bekanntenkreis einige Male beobachten können.
      Du hast Recht: man muss ein Stück Land / Boden erst einmal beobachten und sollte auch jede Umstellung sachte angehen. Das Edaphon, also die Bodenlebewesen, benötigt immer ein wenig Geduld und Ruhe. Wenn man wild "ummodelt", dann kann man u. U. mehr Schaden anrichten, als es einem nützt.
      Ganz liebe Grüße
      Zarina

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  4. Ich glaube das hängt auch stark vom Verein (und insbesondere dem Vorstand) ab, aus den von dir genannten Gründen wäre ein Verein aber auch nur im Notfall eine Option für mich.

    Ich kenne allerdings auch einen Kleingartenverein, wo ein Streuobstwiesenverein mehrere Parzellen bewirtschaftet und auch Studenten eine Permakulturparzelle betreiben.

    Ich bin wirklich froh, einen großen Garten am Haus zu haben und daher sowohl Komfortzone, als auch Platz und Freiheit zu haben, zumal auch die Nachbarn verträglich sind.

    LG
    Lorenz

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